Karlsruhe und Berlin, 12. Juli 2024 – Der fortschreitende Rollout intelligenter Messsysteme, die Einführung dynamischer Stromtarife und die Nutzung von Flexibilität bei Stromkunden bieten enorme Potenziale für Energieversorger. Diese Chancen standen im Mittelpunkt der „Smart Grids-Gespräche“ am 9. Juli 2024, die von der Deutschen Energie-Agentur (dena) und der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg organsiert wurden. Im Fokus stand das SET-Pilotprojekt der dena, in welchem InnoCharge zusammen mit Partner neue Geschäftsmodelle zur wirtschaftlichen Nutzung und Vermarktung von Flexibilität über Smart-Meter-Gateways demonstriert und erprobt hat.

Ergebnisse des Piloten um InnoCharge und entsprechende Trends wurden bei der Veranstaltung im IHK Haus der Wirtschaft in Karlsruhe sowie per Livestream diskutiert. Mit über 300 Anmeldungen zeigte die Branche großes Interesse an der Nutzung und Vermarktung von Kleinflexibilitäten.

Dr. Manuel Lösch (Geschäftsführer, InnoCharge GmbH) eröffnete die Veranstaltung mit einer Einführung in das SET-Pilotprojekt. Im Fokus stand die parallele Nutzung verschiedener Flexibilitätsoptionen wie Eigenverbrauch, Spotmarkt-Integration, Peak Shaving, Verteilnetzbetreiber-Drosselung und Regelleistungsvermarktung. Gemeinsam mit Partnern wurden praxisnahe Lösungen entwickelt, um diese Optionen für Endkunden zugänglich zu machen und innovative Geschäftsmodelle für Stadtwerke und Energieversorger zu testen.

Dr. Christoph Scholten (Leiter des Referats „IIIC8 – Digitalisierung der Energiewende“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) hob in seinem Vortrag die zentrale Bedeutung des Smart-Meter-Rollouts für die Digitalisierung der Energiewende und die benötigte Integration flexibler Kleinanlagen hervor. Er betonte, dass intelligente Messsysteme eine sichere Kommunikationsplattform für das Energiesystem bieten und die Nutzung dynamischer Stromtarife skalierbar machen. Diese Tarife werden ab 2025 für alle Stromanbieter verpflichtend, und die daraus entstehenden Synergien seien ein entscheidender Treiber für die Energiewende, insbesondere durch die Innovationskraft von Start-ups.

Dr. Andreas Fischer (CTO, InnoCharge GmbH) veranschaulichte in einer Live-Demo, wie Endverbraucher durch intelligente Messsysteme und optimiertes Laden von Elektrofahrzeugen von der Flexibilitätsoptimierung profitieren können. An einem Gewerbestandort zeigte er, wie verschiedene Wertschöpfungsoptionen zu Kostenvorteilen führen und gab Einblicke in die Visualisierungslösungen von InnoCharge. Stromlieferanten können durch die Flex-Optimierung von InnoCharge dynamische Strompreise am Spotmarkt zur nutzen, den lokalen Eigenverbrauch erhöhen, teure Lastspitzen vermeiden, die Verteilnetzbetreiber-Drosselung intelligent verteilen sowie Zusatzeinnahmen durch Regelleistung generieren – und ihre Stromkunden daran teilhaben lassen.

Nikolaus Starzacher (CTO Countrol GmbH und Gründer Discovergy GmbH) beleuchtete die Rolle von Smart Metern im zukünftigen Messstellenbetrieb. Durch dynamische Tarife können Flexibilitäten genutzt und erneuerbare Energien effizienter eingesetzt werden. Er betonte, dass Smart Meter bei der Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge sowie Speichern für Transparenz sorgen. Insbesondere im Bereich Mieterstrom sei die Nachfrage bisher hoch, da sich entscheidende Vorteile bieten. Das „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ hätte den Einsatz zur Erschließung von Kleinflexibilitäten gemäß § 14a EnWG sowie über dynamische Stromtarife weiter vorangetrieben und sei nun der logische Schritt für den Massenmarkt.

Verena Schmiederer (Leiterin Vertrieb & Projektmanagement, Badische Energie GmbH – eine Tochter der Stadtwerk Karlsruhe) stellte ein innovatives Geschäftsmodell für intelligenten Ladestrom im Quartier vor. Dieses Modell kombiniert die lokale Erzeugung im Mieterstrommodell mit marktorientierten Flexibilisierungsmaßnahmen über dynamische Tarife sowie Peak Shaving, um Kunden attraktive Preise zu bieten und die Gesamtkomplexität wegzuabstrahieren. Dazu verschiebt die Flex-Optimierung von InnoCharge Ladevorgänge der Flex-Kunden unbemerkt im Hintergrund und spielt so eine zentrale Rolle, um Beschaffungskosten sowie Netzentgelte zu reduzieren und den Komfort für Endkunden zu erhöhen.

Kay Wiedemann (Teamleiter Marktentwicklung, TransnetBW GmbH) thematisierte die Entwicklungen im Regelreservemarkt und die Herausforderungen durch die zunehmende Integration erneuerbarer Energien und flexibler Lasten. Er zeigte, wie erneuerbare Energien, Speicher und flexible Lasten zunehmend die konventionellen Reservekraftwerke ersetzen. Wiedemann hob die Bedeutung der Einbindung kleiner Flexibilitäten wie Elektrofahrzeugbatterien hervor und erläuterte, wie diese für Regelleistungs- und Regelarbeitsmärkte präqualifiziert und integriert werden können. Die Infrastruktur intelligenter Messsysteme bietet dafür eine vom Gesetzgeber vorbereitete Grundlage.

Steffen Hornung (Geschäftsführer advalju GmbH – eine Tochter von Theben Smart Energy und Lackmann) stellte die Integration mit einer Kommunikationsplattform vor, die „externen Marktteilnehmern“ (EMT) ermöglicht, über das Smart-Meter-Gateway und „Controllable Local Systems“ (CLS) Anlagen bis hin zu Kleinstgeräten zu steuern. Er betonte die Bedeutung von Interoperabilität auf Hardware- und Protokollebene sowie die Notwendigkeit, netz- und systemdienliche Steuersignale gegenüber marktlichen Anweisungen zu priorisieren, um die Resilienz des Energiesystems bei gleichzeitig wirtschaftlicher Optimierung sicherzustellen.

Im Abschlusspanel diskutierten Ruwen Konzelmann (Geschäftsführer, Theben Smart Energy GmbH), Dr. Manuel Lösch (Geschäftsführer, InnoCharge GmbH) und Nikolaus Starzacher (CTO, Countrol GmbH) über den aktuellen Stand des Smart-Meter-Rollouts und zukünftige Herausforderungen und Chancen. Sie betonten die Notwendigkeit einer Prozessautomatisierung sowie einer Reduzierung der Komplexität, um den Rollout zu beschleunigen und neue Geschäftsmodelle erfolgreich zu etablieren. Dies benötige starke Partnerschaften und die Zusammenarbeit verschiedener spezialisierter Lösungen, wie sie im Rahmen der Veranstaltung zu sehen waren. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Get-Together bei Fingerfood und Getränken, das Gelegenheit zur Vernetzung und vertiefenden Diskussion bot.

Sehen Sie sich hier die Veranstaltung als Video an: